genuss und erlebnis erfahren
Fr, 1. Nov. 24
 
3 Tage Salzkammergut
Dem Kaiser auf den Fersen
Es scheint mir, als habe sich dieses Land noch nicht so ganz von der Monarchie verabschiedet. In Bad Ischl, wo ich die erste Nacht verbracht habe, quillt alles über von Kaiser und Monarchie. Franz Josef beim Jagen, beim Regieren, beim Spazieren gehen. Und alle, scheinbar wirklich alle, die irgendwie mit König oder Königin zu tun hatten, sind aufgezählt, in Schaukästen ausgestellt, als Stein- oder Bronzebüsten zu sehen. Und in allen Sprüchen und Tafeln schwingt eine gewisse Andacht, Respekt und auch Unterwürfigkeit mit. Kritik? Blasphemie!

Tour-Überblick
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Am ersten Tag, dem Sonntag, 30.April, bin ich gegen 10 Uhr 30 endlich losgekommen. Hatte auch keine Eile, es war noch ganz schön kalt am Morgen. Aber es sollte noch kälter werden. Ich fuhr bis fast Salzburg auf der Autobahn, um dann nach Norden abzubiegen, und über Laufen (auf der deutschen Seite) und Oberndorf auf der anderen, österreichischen Salzachseit zum Obertrumer See zu fahren. Auf einer winzigen Straße ging es über eine Hügelkette mit ca. 750 Höhe, vorbei an der Kaiserbuche (kurz nach der Grenze fing das also schon an mit Kaiser und so). Jedenfalls lag da oben Schnee! Neuschnee! Der fiel von den Bäumen und mir auf Visier. Mittlerweile hatte ich schon die dicken Winterhandschuhe an. Zum Glück liegen die Seen im Salzkammergut recht tief, und so konnte ich die restliche Fahrt, dick eingemümmelt und nach einer ausgiebigen Aufwärmpause mit Cappucchino und Apfelkuchen, bis nach Bad Ischl doch noch genießen. Schön ist es da, kein Zweifel. Da gibt es nichts zu diskutieren. Ich frage mich, ob es die Landschaft oder die ergebenen Leute waren, die die habsburgischen Monarchen dazu bewogen, diese Gegend als ihre Sommerresidenz auszuwählen. Die Straßen sind nicht aufregend, der Verkehr hielt sich auch in Grenzen, und so konnte ich wirklich den Blick auf die Seen, die Wälder und die dahinter aufragenden, natürlich schneebedeckten Gipfel genießen.

Nach abendlichem Bier und Pizza habe ich meines zweiten Tourentag, den Tag der Arbeit, zünftig mit einer Stunde Laufen begonnen. Es war trüb am Morgen, kein Himmel und keine Berge zu sehen. Während des Laufens (was mir übrigens noch den Besuch der Ruine Wildenstein eingebracht hat) klarte es zusehends auf. Und wie das in den Bergen so ist, reißt dann zuerst irgendwo ein kleines Loch in die Suppe: Plötzlich ist irgendwo ein Stück Berg oder blauer Himmel zu sehen. Zusehends werden die Löcher mehr, gewinnen die Oberhand, und bis nach dem Frühstück gab es keinen Rand mehr, der die Löcher hätte eingrenzen können: Strahlender Sonnenschein, ein tolles Panorma. An dem Tag bin ich nur bis Schladming gekommen. Nicht sehr weit. Leider sind in Österreich die ganzen kleinen Stäßchen gesperrt. So musste ich mich hauptsächlich auf irgendwelchen Bundesstraßen fortbewegen. Aber zum Glück nicht nur, nette Abstecher sind trotzdem möglich. Und so bin ich am vorderen Gosausee gelandet. Der Stausee liegt äußerst pitoresk vor dem Dachsteinmassiv, eingerahmt von Fichtenwäldern. Auf den Schneefeldern weiter oben waren noch Tourenskifahrer zu sehen. Gerade rechtzeitig habe ich mich zum Gehen entschlossen, denn gerade entleerten sich zwei Busse, ein wie mir schien nicht endend wollender Strom Männer in beigen und grauen Jacken und Frauen in Stricksachen ergoss sich in Richtung See. Über den Hallstädter See bin ich dann ins Ennstal rüber gewechselt. Eine sehr unspektakuäre Schnellstraße. Die kleine Straße, die ich mir vorab auf der Karte ausgeguckt hatte, war leider gesperrt.

Im Ennstal habe ich dann ein nettes Plätzchen für meine “Tag-der-Arbeit-Zigarre” gefunden. Ganz in der Nähe eines kleinen Sportflughafens, wo ich den Starts und Landungen zuschauen konnte, ein bisschen Lesen und einfach die Sonne genießen konnte. Schön wars! Und so bin ich eben an Tag Zwei nur bis Schladming gekommen. Musste doch ziemlich rumfragen, bis ich was gefunden habe. Der Ort scheint sich zu dieser Jahreszeit in einem "Nicht-"Zustand zu befinden. Zwischen Winter- und Sommersaison. Viele Geschäfte haben geschlossen, es wird renoviert, umgebaut, geputzt. Und pausiert.

Apropos Monarchie: Hat ja nur sehr indirekt damit zu tun, aber heute waren eine Menge Blaskapellen und Trachtenvereine auf Umzügen unterwegs. Allerorten, sozusagen. Die Ordnung, die Disziplin (Gleichschritt und so) und die faltenlos sitzenden Uniformen erinnern doch stark an den Spaziergang mit seinen allgegenwärtigen Kaisererinnerungen in Bad Ischl. Und es wirkt doch irgendwie grotesk. Auf der Bundesstraße braust der Verkehr vorbei. Gruppen von martialisch anmutenden Motorradfahrer, deren Maschinen mit den Blasmusikern um jedes Dezibel wetteifern, donnern vorbei. Und welche Musik man schöner findet, ist jedem selbst überlassen.

Der abendliche Spaziergang in Schladming war eher eintönig. Ein typischer Wintersportort in der Erholungsphase eben. Auch die Auswahl an Lokalen war überschaubar, und die Qualität des Abendessens passte sich der allgemeinen Stimmung an. Dafür war das kleine Hotel ganz nett, ein gutes Bett und ein ordentliches Frühstück. Ist ja auch nicht unwichtig. Und zum Glück war meine Freundin nicht dabei, den die Hotelkatze durfte sich ziemlich frei in Küche und Gastraum bewegen und hat dabei sicher hier und dort das eine oder andere Katzenhaar hinterlassen. Und so verschmust, wenn es darum ging, ein Häppchem vom Frühstücksteller zu ergattern.

Der dritte und letzte Tag der Tour führte mich parallel zur Bundesstraße im Tal unterhalb der Dachsteingruppe auf einer kleinen Straße Richtung Bischofshofen. Von der Straße sind immer wieder Abstecher auf Mautstraßen zu teilweise recht hoch gelegenen Hütten möglich. Das sind wirklich Sträßchen nach meinen Geschmack – eng und kurvig, teilweise nicht geteert. Und mit wunderschönen Ausblicken auf den Gipfel oder ins Tal. Es wurde Zeit, langsam wieder Richtung München zu tuckern. Aber auch hier gab es nochmal richtig schöne Strecken. Von Bischofshofen fuhr ich südlich des Hochkönigs nach Saalfelden. Wieder landschaftlich schön, von den motorradfahrerischen Ansprüchen aber eher untere Kategorie. Dafür gabs am Ende dieser Teilstrecke in Saalfelden den besten Apfelstrudel, den ich seit langem gegessen habe. Ein wahres Gedicht. Das sind die kleinen Highlights: In der Sonne sitzen, einen guten Kuchen und Cappucchino genießen, und Fünfe grade sein lassen.

Auf der weiteren Fahrt wurde ich dann einiger grauen Wolken gewahr, die sich über dem Karwendel zu sammeln schienen. Bei meinen letzten Tankstop in Niederndorf, nördlich von Kufstein noch auf der österreichischen Seite des Inn, kramte ich doch noch meine Regenklamotten aus dem Koffer. Wenn ich die Inntalautobahn und dann die A8 nach München gewählt hätte, wäre ich dem Regen wahrscheinlich ausgewichen, aber Tatzelwurm und Sudelfeld wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen. Außerdem sind bei Regen weniger geistig minderbemittelte Raser unterwegs, die sich sonst auf der Strecke gerne tummeln. So war noch ein echtes Highlight zum Abschluss der Reise, sodass ich dann rundum zufrieden gemütlich nach Hause rollern konnte. Übrigens war unmittelbar hinter dem Sudelfeld Schluß mit Regen, bereits in Bayrischzell lugte die Sonne wieder vor.

Fazit: Landschaftlich wirklich reizvoll, Strecken fürs Motorrad mäßig, aber erst der Kaiser macht die Tour zum unvergesslichen Erlebnis. Es lebe ...


Martin Riebl

Einige Reiseeindrücke

(leider nur dem Foto-Handy)
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#letzte Aktualisierung: 2011/08/10 - 12:15 / Martin Riebl
 
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